Wilhelm Tell in Montlingen
Schon um die Jahrhundertwende bis weit ins 20. Jahrhundert wurde in Montlingen das Volksschauspiel „Wilhelm Tell“ aufgeführt, ein Vorhaben, das jeweils von der ganzen Bevölkerung getragen wurde. Oft war dabei ein überaus grosser Teil der Dorfbewohner „vor oder hinter den Kulissen“ engagiert. In manchen Häusern mussten die Frauen die Männerarbeit verrichten, weil halt eben wieder Proben angesagt waren. Ab und zu konnte sogar die vorgesehene Sitzung des Ortsverwaltungsrates „mangels anwesender Räte“ nicht stattfinden, weil diese beim Volksschauspiel Verpflichtungen hatten.
In einzelnen Theaterjahren wirkten weit über hundert Personen mit. Es war deshalb mehr als verständlich, wenn in diesen Jahren das übrige Dorfgeschehen beinahe still stand.
Die Probenarbeit dauerte jeweils mehrere Monate. Die Vorbereitungen waren meistens so angesetzt, dass an Pfingsten die erste Aufführung über die Bühne gehen konnte.
Die ersten Aufführungen fanden schon im Jahre 1864 statt. Weitere „Theaterjahre“ waren 1874, 1886, 1894, 1909 und letztmals 1925. Die Aufführungen wurden mit viel Aufwand und grossen finanziellen Vorausleistungen betrieben. Die Kostüme bestellte man meistens sogar in einem Basler Spezialgeschäft.
Die Aufführungen mit mehreren Pferden fanden auf dem Platz zwischen den Restaurants Hirschen und Krone statt. Der Zuschauerraum fasste mehr als 800 Personen. Das Spiel dauerte im Normalfall vier Stunden.
Die einzelnen Rollen waren jeweils richtiggehend auf die „Schauspieler“ zugeschnitten. Oft wurde dann den einzelnen Akteuren der „Künstlername“ aus dem „Tellspiel“ für ihr ganzes restliches Leben belassen. So war mancher unter diesem Rufnamen besser bekannt als unter seinem richtigen Taufnamen.
Die verschiedenen Aufführungen des beliebten Schauspieles lockten in allen Jahren stets viele Besucher an und die Montlinger Theaterleute ernteten in allen Zeitungen verdientermassen grosses Lob und ehrliche Anerkennung.